Reittherapie wird häufig als Oberbegriff für verschiedene Einsatzbereiche der tiergestützten Intervention mit dem Pferd verwendet, so z.B. auch für das Heilpädagogische Reiten. Die Gemeinsamkeit aller Bereiche besteht darin, dass Pferd, Kind bzw. Jugendlicher und Fachkraft ein „Beziehungsdreieck“ bilden. Das Pferd gilt als wichtiger Motivator, um über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen und gesetzte Ziele im physischen aber auch psychischen Bereich zu erreichen. Der Reittherapeutin kommt dabei die Rolle der Vermittlerin und Beobachterin zu.

Allein das Getragenwerden führt durch die natürlichen Bewegungen des Pferdes zu einer Verbesserung der Körperkontrolle. Durch das rhythmische Schwingen im Schritt werden zwischen 90 und 120 Bewegungsimpulse pro Minute übertragen, der gesamte menschliche Körper ist in Bewegung, Muskelpartien werden gekräftigt, Bänder und Sehnen schonend gedehnt.  Ergänzt durch gezielte Übungen auf dem Pferd werden Gleichgewicht, Körperspannung und Aufrichtung verbessert.

Bei der Reittherapie steht nicht nur das „Reiten“ im Vordergrund. Das Putzen und Pflegen des Pferdes, die Bodenarbeit und der Umgang mit dem Pferd wirken sich positiv auf alle Bereiche aus. Durch den Umgang mit dem großen Tier Pferd und die Bewältigung unbekannter Situationen und Aufgaben wird das Selbstwertgefühl gesteigert und mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten geschaffen.

Pferde haben die Fähigkeit, unsere Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und zu spiegeln. Dies ist eine sehr wertvolle Eigenschaft für das therapeutische Setting.

Pferde eignen sich aufgrund ihrer artspezifischen Verhaltensweisen als Herden- und Fluchttier besonders gut für die Therapie. Sie haben einen hohen Aufforderungscharakter und begegnen uns unvoreingenommen, was die Kontaktaufnahme enorm erleichtert. Durch den natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes und die ständige nonverbale Kommunikation wird dem Menschen ein Zugang zu seinem Körper und seinen Gefühlen ermöglicht. Der Umgang mit dem Pferd, sei es vom Boden oder vom Pferderücken aus, erfordert Konzentration und Achtsamkeit.